Sechs Jahre nach der ersten Gründung einer deutschen Gruppe in München bildete sich auch in Mannheim eine NaturFreunde-Ortsgruppe.
Auf einen Aufruf in der "Volksstimme" trafen sich die Gründer am 18. März 1911 im damaligen Gewerkschaftshaus in F4. 17 Naturbegeisterte schrieben sich am selben Abend ein und nahmen die Arbeit auf. Am Ende des Jahres war die kleine Schar bereits auf 70 Mitglieder gewachsen, ein Jahr später auf 200.
Der erste Weltkrieg unterbrach die NaturFreunde-Tätigkeit, doch ging es danach weiter steil aufwärts, die Mitgliederzahl stieg in der Weimarer Zeit auf 2.400. Erst in der Zeit der Weltwirtschaftskrise verließen viele den Verein, weil die wirtschaftliche Not sie dazu zwang.
Im März 1933 wurde der Gau Baden und mit ihm auch die Mannheimer Gruppe von den Nationalsozialisten verboten und alles Eigentum beschlagnahmt. Erst im Februar 1946 wurde die Ortsgruppe von der amerikanischen Besatzungsmacht wieder zugelassen. Die Organisation wuchs und gründete ab 1946 die Vorortsbezirksgruppen und die Fachgruppen. In den 50er-Jahren erlebten die NaturFreunde großen Zuspruch und veranstalteten u. a. Lichtbildervorträge im Rosengarten und Schülervorträge im Kino mit vielen Besuchern. In den 60ern hatte die Ortsgruppe ihren Mitgliederhöchststand.
Die konkrete Tagespolitik spielte immer wieder in die Arbeit der NaturFreunde hinein. 1983, auf dem Höhepunkt der Kampagne gegen die "Nachrüstung", wurden die Naturfreundehäuser Kohlhof und Stadtheim zu "atomwaffenfreien Zonen" erklärt. 1985 trugen die NaturFreunde eine gemeinsame Veranstaltung mit Arbeiterwohlfahrt, DGB und SPD gegen den Sozialabbau in der Multihalle mit.
Als die ausländerfeindliche Hetze in der Bundesrepublik 1993 einen Höhepunkt erreicht hatte, führte die Bezirksgruppe Käfertal-Vogelstang Kindernachmittage mit Asylbewerberkindern durch. Sie konnte dabei auf gute Traditionen zurückgreifen, denn schon in den 70er-Jahren führten die NaturFreunde aus Mannheim Wanderungen mit Ausländerkindern durch.
Um die Jahrtausendwende ergriffen die NaturFreunde die Initiative und luden Verbände, die der gleichen geschichtlichen Wurzel entstammen, zu gemeinsamen Treffen ein. Es war uns klar, dass nur das übereinstimmende Bewusstsein der gleichen Werte es erreichen konnte, für eine soziale Gesellschaft in innerem und äußeren Frieden einzutreten. Ziel war ferner, den neonationalistischen Bestrebungen in unserer Stadt keine Plattform zu ermöglichen.
Gegen das Vergessen, nie darf die Schreckenszeit des Nationalsozialismus vergessen werden. Aus der Erinnerung heraus dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Dieses Ziel war 2005 der Antrieb für den Beschluss der Jahreshauptversammlung, sich intensiv für die Verlegung von Stolpersteinen zur Erinnerung an Opfer des Naziterrors in Mannheim einzusetzen. Aus dieser Initiative erwuchs ein Arbeitskreis, dessen Koordinierung die NaturFreunde übernommen haben. Bis heute wurden mehr als 80 Steine verlegt.